Martin Schulz

Über das Vernichten von Alternativen

über politische Hypecycle

16-05-2017
 

Nach der Wahl in Schleswig Holstein kommentierte ich:
Ich bin nicht für Martin Schulz, ich bin schon gar nicht für die SPD. Aber wenn mir eins gallig aufstösst, dann dies:

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Wenn Du einen erfolgversprechenden Kandidaten killen willst, dann musst Du in nur vor der Zeit über den grünen Klee promoten, nur um Dich dann, wenn es wirklich ernst wird, dem Pferderennen oder der Oscar-Verleihung zuzuwenden. Und dann vielleicht, ward's ab, wird so kommen, kurz vor der Deadline noch ein paar "ungeklärte Fragen" aufwerfen ...

Honi soit qui mal y pense.

Jetzt, nach der Wahl in NRW, ist das Schulz-Bashing in den Sozialen Medien angekommen:

Es befremdet mich, wenn mir persönlich oder nur aus der Beobachtung bekannte Menschen, die ich "eigentlich" schätze, politisch dumpfe, Plakat-grosse Parolen von sich geben, und die mit der Inbrunst eines "Ich mach da keine Kompromisse" ihr Mütchen kühlen. Ich hoffe dann inständig, dass mir meine eigenen, durchaus vorhandenen Radikalitäten nicht ebenso entgleiten.

Derzeit ist Martin Schulz, wer stürzt, der soll gestossen sein, der Watschenmann, da kann Hannelore K. machen oder lassen, was sie will. Er eignet sich besonders gut dafür: Mit seiner biederen, aufrechten und auch immer ein wenig suchenden Vortragsart, der man ansieht und anhört, wie selbstzweifelnd mutig sie zu der eigenen Rollenanmassung steht, gelingt ihr einfach nicht der fesche Geradeaus-Ton eines Christian L., und auch nicht die schwiemelige Heimatironie eines Horst S.. Martin S. ist sensibel, das ist politisch eine schwere Hypothek.

Die Häme und widerwärtige Prolligkeit, mit der jetzt von überall auf Martin S. herumgeklopft wird, ist allerdings besonders faul und dumm.

Faul, weil diese Position sich gar nicht erst die Mühe macht, politisch zu argumentieren und zu fordern.
So könnte man etwa kritisieren, dass "soziale Gerechtkeit" die Folgen regeln will, nicht aber die Ursachen angehen. Oder, dass es dem Programm der SPD an gedachter und geplanter Zukunft fehlt. So (nur beispielhaft) könnte, so müsste man Schulz kritisieren!

Und dumm, weil, wer für fünf Pfennig Verstand hat, dem müsste klar sein, dass das System Merkel dringend äusserer Impulse bedarf, von innen kommen sie jedenfalls nicht. Das Besondere an der Dummheit besteht darin, dass, wer den "oppositionellen" Schulz diskreditiert und schwächt, damit zwar - auch - die FDP, aber vor allem die AfD stärkt; das ... ist doch so schwer nicht zu verstehen!

Was das Land jetzt braucht, sind sinnvolle politische Alternativen, und auch als CL-Fanboy sehe ich nicht (und habe das auch verargumentiert), dass er bereits genügend Hinschmalz auf die Waage gebracht hat. Wem immer also an der Zukunft des Landes und Europas gelegen ist, der müsste, sollte tunlichst dafür denken und handeln, dass es möglichst mehrere sinnvolle Alternativen zum System Merkel gibt. Auch die FDP-Fans unter den Kommentatoren sollten verstehen, dass CLs Position sich programmatisch verbessert, wenn er mehr als nur eine Wahl hat (wie jetzt in NRW).